Waldengelwurz-Balsam …allerdings nix für den Strand…

Herbstzeit ist ja bei uns Kräutermenschen ja auch Wurzelzeit. Jetzt, wenn sich die Natur zurückzieht, ist der beste Zeitpunkt um Wurzeln zu stechen, denn die Pflanzenkraft zieht sich von den oberen Teilen in die Wurzel zurück. Die Wurzeln von Löwenzahn, Eibisch und Beinwell sind bereits gestochen, gesäubert, geschnitten und liegen zum Trocknen auf.

Heuer neu im Wurzellager ist die Waldengelwurz – ein tolles Gewächs. Die Waldengelwurz – im Volksmund auch Angelika genannt – ist eine zweijährige Pflanze und gehört zu den Doldengewächsen. I know, die soll ich nicht bringen, wegen der Verwechslungsgefahr zu unter anderem Schierling und Hundspetersilie. Aber trotzdem. Voll von ätherischen Ölen, Bitter- und Gerbstoffen ist die Waldengelwurz eine der Hauptbestandteile von Magenbittern (zusammen mit Meisterwurz und gelben Enzian) – bäh dio mio: es geht auch alles in grauslig – und wird daher bei Verdauungsbeschwerden und Darmproblemen eingesetzt. Sie enthält auch Furanocumarine, die die Haut lichtempfindlicher machen, deswegen gibt‘s an der Strandbar auch keine Cocktails mit Waldengelwurz.

Waldengelwurz-Balsam

Wir nähern uns meinem Lieblingsthema… dem Essen. Sprossenteile und zarte Stängel kann man kandieren und als Backzutat verwenden, sehr lecker und schmeckt sehr aromatisch herb, ich mag das ja. Außerdem ist die Waldengelwurz oft Bestandteil von Likören.

Kurzer Exkurs in den Volksglauben: eine Bäuerin erzählt mir mal, dass die Waldengelwurz dabei helfe, die Brust wachsen zu lassen, deswegen heißt sie im Volksmund auch Brustwurz. Ich hab es nicht getestet, aber ich bin skeptisch. Viel mehr glaube ich, dass sie deswegen so heißt, weil der Waldengelwurz-Balsam gerne bei Kindern auf die Brust aufgetragen wird, wenn sie an Erkältungen leiden, vor allem als Schnupfensalbe hat sich der Balsam oft schon bewährt.

Waldengelwurz-Balsam

Einen Teil der Wurzeln habe ich zum Räuchern getrocknet und hoffe nun auf meine innere Mitte und dass es neuen Mut wachsen lässt. Zudem kann eine Räucherung Energien in Schwung bringen, sodass wir uns vitaler fühlen. Ist ja auch kein Fehler. Der Rauch riecht würzig und sanft zugleich und hat eine leicht minzige Note.

Aber zurück zum Waldengelwurz-Balsam, um den geht es ja heute. Ich habe ätherische Öle, die zur Linderung von Schnupfen und Husten beitragen, hinzugemischt – bei Kleinkindern und Babys wird auf ätherische Öle verzichtet, da besonders Kinder gut auf Waldengelwurz ansprechen, ist das weiter auch nicht nötig.

Waldengelwurz-Balsam

Man braucht für den Waldengelwurz-Balsam:

  • 1 Handvoll kleingeschnittene Waldengelwurz-Wurzeln
  • 70 ml Olivenöl
  • 7 g Bienenwachs
  • 14 g Sheabutter
  • optional je 6 Tropfen ätherisches Kiefernöl, Rosmarin, Orange
Waldengelwurz-Balsam

So geht‘s:

Zuerst habe ich einen Warmauszug aus Öl (ihr könnt natürlich auch Mandelöl oder Sonnenblumenöl nehmen, aber bitte in Bio-Qualität) mit den Wurzeln gemacht. Wie ein Warmauszug funktioniert, habe ich hier schon mal erklärt. Nachdem das Öl fertig ausgezogen und abgeseiht ist, wird es nochmal mit der Sheabutter und dem Bienenwachs erwärmt bis alles geschmolzen ist. Kurz abkühlen lassen und dann optional die ätherischen Öle dazu geben und so lange rühren bis es „cremig“ ist – ich habe zu wenig lange gerührt und der Balsam ist unregelmäßig ausgekühlt, das sieht man ganz gut an der Mulde in der Mitte des Balsams . In desinfizierte Tiegel abfüllen und nach dem Erkalten den Deckel drauf und beschriften. Datum ist immer super, iiiich brauch das allerdings nicht, ich merk mir alles. NICHT. Und weil ich die hohlen Stängel so schön fand, habe ich einen Stängel-Tiegel gemacht, ich hoffe, es wird nicht schlecht, aber der Optik wegen fürs Foto wäre es gewesen.

Waldengelwurz-Balsam

Die Fotos dienen nicht zur Pflanzenbestimmung, auch die Ver- und Anwendung der Pflanzen liegen in der eigenen Verantwortung – naja, eigentlich hab ich die Waldengelwurz aus einem Bestimmungsbuch abfotografiert, aber trotzdem: bei allen Doldengewächsen IMMER ALLES (Blüte, Blätter, Stängel, Wurzeln, Duft) bestimmen.

4 Comments

    • Uli

      Liebe Maria, wenn ich nur einen Funken weniger Skepsis hätte… ich würd’s glatt auch ausprobieren ;-). Liebe Grüße zu euch, ich hoffe, es geht euch gut, Uli

  • Sigrid

    Liebe Uli,
    dein Stängel-Tiegel ist allerliebst und urig und wenn ich jetzt erkältet wäre, würde ich am liebsten direkt eine Dosis herausnehmen. Solch einen Waldengelwurz-Balsam habe ich noch nie probiert, obwohl ich diese natürlichen Balsame bevorzugen. Bisher kam stets selbstgemachte Beinwell-Salbe mit gutem Erfolg zum Einsatz – allerdings am Bein. Doch muss ich dir sagen, ich bin bei Doldengewächsen ziemlich vorsichtig, aber nächstes Jahr halte ich nach Waldengelwurz Ausschau.
    Liebe Grüße
    Sigrid

    • Uli

      Liebe Sigrid, zu Recht, mit den Doldenblütern ist nicht einfach zu werkeln, das kann leicht ins Auge gehen. Die Waldengelwurz lässt sicher aber sehr leicht bestimmen, vor allem der unverkennbare Duft… Beinwell bin ich auch gerade dran, nachdem ich nun drei mal gerührt habe für den Bekanntenkreis, dachte ich, ich mach zur Reserve einen dazu. Und ich brauch ihn schon, weil ich mich am Handgelenk angehaut habe… Ich wünsche dir eine Schnupfen-freie Zeit und glg Uli

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