Tirol. Eine Landvermessung in 111 Begriffen …Booklove…

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Wie singt man so schön? „Tirol isch lei oans, isch a Landl a kloans, isch a liabs, isch a feins und des Landl isch meins.“ Nun gut, ich liebe Tirol – bleibt einem als Tirolerin ja gar nix anderes übrig – aber so patriotisch sehe ich es nun auch wieder nicht. Trotzdem erzähle ich meinen deutschen Freunden gerne die „Entstehung“ des Tirolers – schon alleine, um sie zu ärgern: Eines Tages saß der liebe Gott am Karwendel und schnitze Menschen. Die schönen, die ihm ebenbürtig waren, setzte er vor sich im Inntal ab, die, die nichts geworden sind, warf er hinterrücks (nach Deutschland). So einfach kann man es aber nicht erklären, denn mit dem lieben Gott ebenbürtig zu sein, ist nicht das, was den Tiroler ausmacht. Der kann schon ein bisschen mehr: also zuerst kommt der Tiroler, dann lang lang nichts und dann erst der liebe Gott. Wir sehen: mangelndes Selbstbewusstsein und Bescheidenheit sind nicht unbedingt die Kernkompetenzen der Alpenkönige.

Tirol. Eine Landvermessung in 111 Begriffen
Kirchdachl, Ilmspitze und Elfer

Nun hat sich einer aufs Eis gewagt, zugegebenermaßen auf sehr dünnes, „a Deitscha no dazua“ – Dominik Prantl hat das Buch Tirol. Eine Landvermessung in 111 Begriffen erschienen im Tyrolia-Verlag herausgebracht und mit dem gewissen Blick von außen ein äußerst treffendes Bild über die Möchtegern-Andreas-Hofers rausgebracht. Illustiert wurde das Buch von Christian Opperer.

Tirol. Eine Landvermessung in 111 Begriffen

Wie schon oben erwähnt, ich liebe Tirol – in erster Linie wegen den Bergen und seiner atemberaubenden Landschaft. Nichtsdestotrotz sind nicht alle Dächer golden, die glänzen, wie der Autor so treffend schreibt. Auch wenn sich unser Landes-Günther wahrlich wie ein Fels in die Brandung stellt, was den Transit anbelangt und sich somit den Unmut deutscher Politiker einholt, Ischgl hat er komplett versemmelt. Aber er muss sich nicht vor den nächsten Wahlen fürchten, die Mehrheit ist ihm gewiss – eines muss ich zugeben: der Vergleich der Tiroler ÖVP, auf deren Stimmenstärke sogar die African National Congress neidisch wäre… ich wünschte mir wäre dieser Vergleich eingefallen. Chapeau!

Tirol. Eine Landvermessung in 111 Begriffen
Blick ins Oberbergtal

Aber nicht nur unser Landes-Günther ist eine – mittlerweile – internationale Größe, wir können mit Prominenz aber sowas von mithalten und das schon seit Jahrhunderten: Andreas Hofer, Geierwally, Frau Hitt und Hermann Buhl führen die Riege an und unser aktuelles Sahnehäubchen ist wohl immer noch DJ Ötzi – nach einer Durststrecke als Koch und Obdachloser unser Aushängeschild in puncto „Musik“, die die Welt nicht braucht. Man möge ihn bitte auch nicht mit dem Ötzi – ohn DJ – verwechseln, der mit 5300 Jahren eigentlich der allererste Promi Tirol ist.

Tirol. Eine Landvermessung in 111 Begriffen
Rinnensee

Nur eine winzige Kleinigkeit gibt es, bei der ich den Autor kritisieren muss: Du hast den Graukas vergessen. Der einzigartige Sauermilchkäse ist eine Besonderheit im heiligen Land und weißt einen Fettgehalt von nur 2% auf, mit zunehmenden Alter wird er im Geschmack schärfer und von der Konsistenz her „schlutziger“. Alteingesessene Tiroler geben das ihren Kindern als erste Beikost-Nahrung ;-).

Tirol. Eine Landvermessung in 111 Begriffen
Danke für das Graukas-Bildl. Klickts mal beim Maggo vorbei, schiane Bildln von an waschechten Tiroler Buam *Werbung für gute Partien, die noch zu haben sind*

Tja, spätestens nach Felix Mitteres „Piefke Saga“ – bitte als Dokumentation betrachten und nicht als humorigen Vierteiler – muss auch der patriotischste Hofer-Enkel zugeben: so nett und freundlich sind wir gar nicht. Die Toursimus-Branche mit ihren Liftkaisern regiert unser schönes Land mit strenger Hand und wenn der „Adel“ es so will, wird kurzerhand ein Gipfel weggesprengt, dass die neue Liftstütze Platz hat, wahlweise wird auch der Inn mal rot gefärbt, weil das ja ein meeeeega Gag ist, wenn „Simply Red“-Konzert ist.

Tirol. Eine Landvermessung in 111 Begriffen
Küchenschelle auch Kuhschelle (Pulsatilla)

Kurzum: in Tirol wird auch nur mit Wasser gekocht, der Zusatz „heilig“ ist wohl eher als „scheinheilig“ zu sehen und das beliebte Zitat „Bisch a Tirola, bisch a Mensch. Bisch koa Tirola, bisch a Oasch“ sollte wohl eher mit „… bisch a oaner“ enden. BTW ich habe nirgendwo den Urheber dieses sinnlosen Ausspruchs gefunden.

Tirol. Eine Landvermessung in 111 Begriffen
Stubaital bei Nacht

Nur auf eines bin ich doch ein bisschen stolz: auf unseren Dialekt, der das „k“ mit einem zusätzlichen „ch“ akzentuiert. Das alpine, guturale Krächzen des weltweit schönsten Bundeslandes wurde als besonders erotisch eingestuft, vor allem wenn Frauen tirolerisch sprechen. Nein, das kann man nicht lernen und ja, ich spreche es perfekt ;-). Das steht nicht im Buch, aber es musste angebracht werden.

Tirol. Eine Landvermessung in 111 Begriffen
Blick auf König Serles

Lieber Dominik, du hast mir mit diesem Bücherl viele Lacher aus dem Bauch heraus beschert, treffsicher formuliert und seeeeehr auf den Punkt gebracht. Lieber Christian, wie auch schon in Des Kaisers Narr ist in Gefahr hast du auch diesmal das Buch super illustriert. Liebe Bianca, vielen Dank für das Rezensionsexemplar und den netten „Briefwechsel“ zwischen den Büchern.

2 Comments

  • Das Mädel vom Land

    Na, das heilige Bundesland ist noch nicht sehr prominent platziert auf unserer Urlaubsländerliste, aber das wird sich noch ändern, spätestens, wenn die Buben groß genug sind, dass wir sie zum Wandern mitnehmen können (und sie nicht ständig tragen müssen!). Da freu ich mich jetzt schon drauf!
    Nur mit dem Graukas werde ich mich nicht anfreunden können. Nie, niemals, nimmermehr. Wäh. (Sorry ;-)).
    Ich schick dir ganz liebe Grüße!
    Maria

    • Uli

      Liebe Maria, schön haben wir es schon, wenn auch ich keinen Urlaub bei uns machen würde. Es ist einfach sehr, sehr teuer. Aber wenn ihr dann kommt, dann gibst du Bescheid, ein, zwei Insider-Tipps hab ich nämlich auf Lager. Und du hast Recht: wandern, schifahren, biken und klettern sollte man schon mögen, wenn man zu „uns“ kommt. Hast du schon mal Graukas gegessen? Schon alleine dafür liebe ich Tirol und schicke jeden Tag (ok, ich übertreibe schon wieder) ein sakrisches Danke an den nicht bekannten Erfinder. Aber vielleicht ist das nur für richtig „Hagelbuachene“ geeignet ;-). Das wäre so cool, wenn ihr bei uns mal aufschlagen würdet. Viele liebe Grüße Uli

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