100 Jahre …Booklove „Reimmichl Volkskalender“…
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Tragende Weltliteratur und intellektuelle Bücher gab es in meiner Kindheit eher weniger – wir waren mehr Familie Asterix und Mickey Mouse – aber bei Asterix achtete mein Vater penibel genau, dass sie vollständig waren bzw. noch sind. In den Urlauben begleitete uns Jerry Cotton und einige Herz-Schmerz-Ärze-Schmonzetten – von „Claudia liebt nicht mehr“ bis „Zwei blaue Augen lügen nicht“ war alles dabei… ALLES.
Was in meiner Kindheit aber immer einen Platz hatte, war der Reimmichl Volkskalender. Who the f..ck is Reimmichl – kennt ihr nicht? In Nord- und Südtirol eine Institution jedes Haushaltes: immer griffbereit zum Nachschlagen, Schmökern oder auch um zu kontrollieren, ob der 100-jährige Kalender auch heuer wieder recht hat. Und der Reimmichl himself, ja, das war der Sebastian Rieger, ein römisch-katholischer Pfarrer, der 1920 seinen ersten „Tiroler Volkskalender“ veröffentliche.
Quer durch das kalendarische Kirchenjahr – Hochfeste, Namenstage, empfohlene Sonntagsevangelien – nimmt der Reimmichl Volkskalender auch Bezug auf die bäuerlichen Lostage. Auch die mutmaßliche Witterung in Form des 100-jährigen Kalenders wird fein säuberlich für jedes Monat festgehalten, obwohl man hier von meteorologischer Sicht sagen muss, dass das eigentlich nicht möglich ist und mehr kulturhistorische Gründe hat.
Natürlich darf der Unterhaltungsfaktor nicht zu kurz kommen: allerhand Kurioses, Spannenendes, Anrühriges und Wissenswertes wurde damals wie heute in dem Kalender – seinerzeit von Reimmichl höchst persönlich – zusammen getragen. Heute gibt es einen „Kalendermann“ bzw. eine „Kalenderfrau“, der/die als Redakteurin passende Beiträge aus Nord-/Süd- und Osttriol sammelt (in Südtirol gibt es allerdings eine eigene Ausgabe). Für die 100. Ausgabe ist Birgitt Drewes heuer verantwortlich.
Natürlich lässt sich nicht leugnen, dass der Reimmichl Volkskalender seeeeeehr kirchlich geprägt ist. Von Bernhard Gletter (Bischhof von Innsbruck) über Reinhold Stecher (ehemaliger Bischhof von Innsbruck und toller Mensch) bis hin zu Georg Schärmer (Chef der Caritas der Diözese Innsbruck) – große Männer des tiroler Kirchenlebens – lieferten alle einen Beitrag zur Jubiläumsausgabe. Meine Einstellung zur Kirche ist ja bekannt, trotzdem muss ich mir eingestehen, dass der Kalender ohne großartiges Halleluja und Lobpreis einen tiefen Einblick in die kirchlichen Institutionen gewährt, viel Kluges gesagt wird und immer mit einem Appell an die Menschlichkeit und Nächstenliebe endet – und das ist wahrlich nichts Verkehrtes.
Lieber Tyrolia-Verlag, herzlichen Dank für das Exemplar, es war mir eine Freude im Reimmichl Volkskalender wieder mal zu schmökern und ein bisschen Kindheitsfeeling war auch dabei.
Achja und einen random Fact hab ich auch noch: Das Lied „Tirol isch lei oans“ stammt auch aus der Feder vom Reimmichl, die Melodie wurde von Vinzenz Goller beigesteuert.